Du bist noch im Studium? Medizin interessiert? Gründer einer eigenen Praxis? Vieles wirst du erst mit der Zeit kennenlernen, insbesondere der vielfältige Einsatz unterschätzter Geräte ist dabei interessant. Ionenaustauscher kennst du, vermutlich am ehesten aus der Zahnarztpraxis. Hier sorgen sie für gereinigtes Wasser und bessere Hygiene in der Praxis. Wusstest du aber auch, dass die Geräte in vielen Bereichen der Medizin zum Einsatz kommen? Falls nicht, erklären wir es dir jetzt.
Entfernung von Kalium aus dem menschlichen Blut
Bei bestimmten Erkrankungen kommt es zu einer Hyperkaliämie, also einem zu hohen Kaliumspiegel im Blut. Das ist gefährlich, weil es die Herzfunktion beeinträchtigen kann. Bestimmte Ionenaustauscherharze binden überschüssiges Kalium im Magen-Darm-Trakt, sodass es über den Stuhl ausgeschieden werden kann. Diese Harze ersetzen die Kaliumionen durch Natrium- oder Kalziumionen. Das Verfahren ist nicht neu, aber effektiv und vor allem bei chronischer Nierenschwäche oder akutem Nierenversagen hilfreich. Die Anschaffung eines Ionenaustauschers für Praxen ist sinnvoll, denn du kannst den Ionenaustauscher regenerieren, wenn die Harze keine Filterwirkung mehr haben.
Lipidsenkung und Reduktion der Gallensäuren
Auch im Bereich der Fettstoffwechselstörungen kommen Ionenaustauscher zum Einsatz. Bestimmte Harze binden Gallensäuren im Darm und verhindern so deren Rückführung in den Körper. Der Organismus wird gezwungen, neue Gallensäuren zu produzieren und nutzt dafür Cholesterin. Auf diese Weise lässt sich der Cholesterinspiegel im Blut senken. Für viele Patienten mit zu hohem LDL-Wert ist das eine Möglichkeit, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren. Vor allem dann, wenn eine Statintherapie nicht infrage kommt oder nicht ausreicht.
Entfernung von Resten bei Vergiftungen
Bei akuten Vergiftungen wird oft Aktivkohle verwendet. Doch auch Ionenaustauscher können eine Rolle spielen, besonders dann, wenn es um bestimmte Medikamente oder Chemikalien geht, die im Magen-Darm-Trakt gebunden werden müssen.
Die Harze ersetzen dabei die giftigen Ionen durch harmlose Gegenspieler, zum Beispiel Natrium oder Kalzium. Das Verfahren ist nicht bei allen Substanzen wirksam, kann aber bei gezielten Vergiftungen eine sinnvolle Ergänzung zur klassischen Therapie sein.
Dialyse bei Nierenversagen funktioniert ähnlich
Auch wenn moderne Dialyseverfahren viel komplexer aufgebaut sind, ist das Grundprinzip vergleichbar. Unerwünschte Stoffe werden durch ein semipermeables Membransystem aus dem Blut entfernt und durch gewünschte Elektrolyte ersetzt.
Zwar kommen hier keine klassischen Ionenaustauscherharze zum Einsatz, aber das Prinzip der selektiven Entfernung und des Austauschs von Ionen bleibt zentral. Es zeigt sich, wie nah die Konzepte beieinanderliegen und dass die Grundlagen chemisch-technischer Prozesse auch im medizinischen Alltag Anwendung finden.
Wirkstofffreisetzung im Körper
In der Pharmazie kommen Ionenaustauscher nicht nur zur Reinigung oder Bindung zum Einsatz, sondern auch zur gesteuerten Wirkstoffabgabe. Hier werden Medikamente an spezielle Harze gebunden, die sich erst bei bestimmten pH-Werten oder im Kontakt mit bestimmten Enzymen lösen. Auf diese Weise lässt sich die Freisetzung des Wirkstoffs genau steuern, was besonders bei Retardpräparaten oder Medikamenten mit starkem Wirkprofil sinnvoll ist. Der Vorteil liegt in der höheren Therapiesicherheit und einer besseren Verträglichkeit.
Du siehst, dass der Ionenaustauscher längst nicht nur beim Zahnarzt relevant ist, auch wenn ihn da die meisten Praxen nutzen, um sauberes Wasser sicherzustellen und Reinigungsverfahren effizienter zu gestalten.